Die Geschichte der Naturfreunde
Die Naturfreunde Deutschlands sind ein politischer Freizeitverband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur mit mehr als 66.000 Mitgliedern in 550 Ortsgruppen und fast 400 Naturfreundehäusern.
Ende des 19. Jahrhunderts riefen in der Wiener Arbeiterzeitung Sozialisten zur Gründung einer touristischen Gruppe der Arbeiter auf. Ihr Ziel war es, der bürgerlichen Kultur und dem monarchistischen Establishment eine eigenständige Arbeiterkultur entgegenzusetzen und den Menschen die Natur näherzubringen. Getragen von der Aufbruchstimmung der Arbeiterbewegung entstand so 1895 der Touristenverein „Die Naturfreunde“, der sich rasch vergrößerte und bald auch in ganz Deutschland Anhänger fand.
Gründung des Treburer Ortsvereins
1923 wird die Ortsgruppe Trebur gegründet, als einer der ersten in der Region, mit Peter Wenner als Vorsitzendem. Bereits 1924 sorgen die Mitglieder für die musische Unterhaltung mit Mandoline und Gitarre bei Veranstaltungen anderer Ortsvereine. Ab 1925 gibt es Theaterabende bei Frau Dörr im Hessischen Hof in Trebur. Neben Wandern und Singen stehen Volkstanz und Reigen auf dem Vereinsprogramm. 1928 folgt die Genehmigung der Gemeinde, die Sandkaute als Spielplatz zu nutzen – für Bepflanzung und Instandhaltung sei zu sorgen.
Einer letzten Monatsversammlung im März 1933 folgt das Verbot der Naturfreunde-Organisation durch die Nationalsozialisten. Ihre Mitglieder werden verfolgt, einige verlieren im Krieg ihr Leben.
Wiedergründung 1946
12 Jahre dauerte der Nazi-Terror an – die Idee der Naturfreunde lebt aber weiter. Im April 1946 erfolgt die Wiedergründung der Treburer Ortsgruppe, Heinrich Kahlenberg fungiert als Vorsitzender, Fritz Hahn ist Kassierer, auch die Jugendlichen August Lapp und Ernst Erdmann treten dem Vorstand bei. In der Turnhalle wird noch im selben Jahr an Weihnachten der erste Theaterabend mit dem Stück „Am Ort wo meine Wiege stand“ aufgeführt. Fortan gibt es Gruppenabende mit Wanderliedersingen, Volkstanz und Mandolinen-Orchesterproben.
Das eigene Haus
Die Naturfreunde etablieren sich im Gemeindeleben. 1950 wird die erste Treburer TVDN-Kindergruppe gegründet, 1951 der Grundstein für das Naturfreundehaus in der Sandkaute gelegt. Alle anfallenden Arbeiten werden in Selbsthilfe geleistet und schon im Juli 1953 feiert die Ortsgruppe die Einweihung. Der Anschluss des Naturfreundehauses an die zentrale Wasserversorgung folgt 1962, bis dahin wurde das Wasser per Handpumpe gezapft. 1963 übernimmt Ernst Erdmann den Vorsitz, Stellvertreter Willi Roth und Kassierer Helmut Neumann sind die weiteren „Jungen“ in der Vereinsspitze.
Das Haus und die Musik
Das Naturfreundehaus steht im Mittelpunkt des Vereinslebens. 1968 wird es durch einen Bühnenanbau vergrößert, 1971/72 bei weiteren umfangreichen Renovierungsarbeiten eine Ölheizung und neue Sanitäranlagen installiert. Für das Doppel-Jubiläum 1993 – 70 Jahre Naturfreunde-Ortsgruppe und 40 Jahre Naturfreundehaus – entsteht aus der "Jungen Familie" eine Volkstanzgruppe, die erstmals nach vielen Jahren wieder öffentlich auftritt, auch gemeinsam mit dem Musik-Verein Astheim.
Große Beachtung fand auch überregional der Treburer Naturfreunde-Chor mit Orchester, der bei zahlreichen Anlässen wie beispielsweise Verbandsjubiläen Arbeiter- und Volkslieder präsentierte und sogar Schallplatten veröffentlichte.
Der Treburer Bürgerpreis
1997 vollzieht sich wieder ein Generationswechsel im Vorstand, Michael Clemenz folgt Ernst Erdmann, der den Verein 34 Jahre lang führte. Clemenz‘ Stellvertreter ist fortan Edgar Wedel, Kassierer Jürgen Limmer. 1998 übergibt das Hausverwalterpaar Erna und Willi Ölke nach 23 Jahren an Kriemhilde und Eckhard Wobben.
Die Gemeine Trebur zeichnet anlässlich des Bürgerfestes 1998 die Naturfreunde „für ihre außergewöhnlichen ideellen Leistungen“ mit ihrer höchsten Auszeichnung, dem Bürgerpreis, aus. Auch die Bewirtschaftung und Betreuung des Naturfreundehauses wird in der Laudatio besonders hervorgehoben.
In Krisenzeiten
In den Jahren der Corona-Pandemie (2020 bis 2022) ist das Haus bedingt durch die gesetzlichen Auflagen geschlossen, das Vereinsleben ruhte. Als nach dem russischen Angriff auf die Ukraine viele Menschen nach Deutschland fliehen, entscheidet der Vorstand, drei ukrainische Familien im Naturfreundehaus aufzunehmen. Sie leben dort bis zu ihrer erfolgreichen Wohnungsfindung.
Frischer Wind
Seit einem Neustart 2022 mit neuem Vorstand sind die Treburer Naturfreunde wieder spürbar ins kulturelle Leben der Gemeinde zurückgekehrt. Der Verein organisiert vielfältige Veranstaltungen, lädt zu Wanderungen, Konzerten und Vorträgen und beteiligt sich aktiv am gesellschaftspolitischen Diskurs. Die Mitgliederzahlen steigen laufend, das Naturfreundehaus wird rege genutzt.
Dem aktuellen Vorstand gehören an: Stefan Ölke (Vorsitzender), Selin Gören (stv. Vorsitzende), Jürgen Deja (Kassierer), Franzi Knaack (Presse und Öffentlichkeitsarbeit).